Flucht aus dem Osten
Am 13. Januar leitete die Rote Armee den Großangriff auf Deutschland ein. Seit 1943 waren Hitlers Heere zurückgedrängt worden, und nun rückten die Rotarmisten über die deutsche Grenze.
Es war ein erbarmungsloser Krieg mit Luft- und Artilleriebombardements und Kämpfen von Haus zu Haus. In vielen von den Russen eroberten Städten wurde die Zivilbevölkerung brutal behandelt. Frauen wurden vergewaltigt und Plünderungen gehörten zur Tagesordnung, obwohl einige russische Generäle entgegengesetzte Befehle erteilt hatten.
„Frau, komm!” war ein bekannter und gefürchteter Ruf, wenn die Soldaten in die Häuser eindrangen.
Jetzt begann eine Flucht im großen Stil. Alles, was es an Schiffen gab, angefangen von modernen Passagierschiffen bis zu verrosteten Frachtdampfern und Fischkuttern fuhr im Pendelverkehr über die stark verminte Ostsee, in der sich zusätzlich noch feindliche U-Boote befanden, die die Schiffe bedrohten.
In den Berichten einiger dieser 2,5 Millionen geflohenen Menschen sind sich alle einig, dass die deutschen Seeleute, sowohl die von der Marine als auch die zivilen, einen fantastischen Einsatz für die Bevölkerung geleistet haben, einen Einsatz, an den sich auch heute noch viele Menschen erinnern.
Die Flucht war lebensgefährlich. Viele Menschen wurden, noch bevor sie die Hafenstädte erreichten, von russischen Flugzeugen und Panzern getroffen. Und eine noch größere Anzahl ertrank, weil die Schiffe versenkt wurden.
Allein durch den Untergang der Wilhelm Gustloff, Von Steuben, Goya, Thielbek und Cap Arcona ertranken nicht weniger als 25.000 Menschen. Die ersten wurden durch feindliche U-Boote versenkt, die beiden letzten durch britische Flugzeuge. Nicht nur diese großen Schiffe wurden versenkt, sondern auch zahlreiche kleinere Fahrzeuge auf ihrer Fahrt über die Ostsee. Noch mehrere Tage nach dem offiziellen Ende des Krieges befanden sich Schiffe mit Flüchtlingen auf der Ostsee. Ein großer Lastkahn mit mehreren Hundert Menschen an Bord ist somit erst Tage später auf der Insel Mön an Land getrieben.
Weitere Informationen über den Untergang der großen Schiffe unter Links. Hier gibt es Augenzeugenberichte und historische Seiten.
Die meisten Flüchtlinge aus den Ostgebieten erreichten deutschen Boden, insbesondere Schleswig-Holstein. Der Flüchtlingsstrom nahm aber weiterhin zu, und im Februar 1945 forderte Hitler, dass Dänemark auch Flüchtlinge aufnehme.
Nach Kriegsende wurden noch weitere 4 Millionen Menschen (vielleicht sogar noch mehr) aus den Ostgebieten in das westliche Deutschland vertrieben.