Internierungslager in Dänemark
Als Deutschland im Mai 1945 kapitulierte, waren die meisten Schulen in den großen Städten mit Flüchtlingen belegt, und das hatte großen Zorn bei der dänischen Bevölkerung ausgelöst. In Werkhallen, Sporthallen und Lagerhallen waren ebenfalls Flüchtlinge untergebracht. Im Sommer 1945 wurde beschlossen, die Flüchtlinge in große Lager zu verlegen, möglichst weit von den Städten. Der Kontakt zwischen Dänen und Flüchtlingen sollte auf das Allernotwendigste beschränkt werden.
Neue Lager wurden errichtet, z. B. “Kløvermarken” auf Amager mit schwedischen, vorgefertigten Holzbaracken. Alte Militärlager wurden erweitert, z. B. das Lager “Oksbøl” in Westjütland. Die Lager waren eingezäunt und von “CB” (zivile Bereitschaft, eine Art Zivilverteidigung während der Besatzungszeit Dänemarks), von dänischen Soldaten und dänischer Polizei bewacht. Jedes Lager hatte einen dänischen Leiter, aber auch deutsche Amtspersonen. Man hatte ein deutsches “Lagergericht”, das sich der vielen Streitigkeiten und der Diebstähle unter den Flüchtlingen annahm. Größere Verstöße gegen die Regeln wurden von den Dänen gehandhabt.
Die Verpflegung der Flüchtlinge wurde teilweise von den alliierten Besatzungstruppen in Europa festgelegt. Nach dem Krieg herrschte überall in Europa Lebensmittelmangel. Die Flüchtlinge in Dänemark bekamen eine etwas größere Ration als die von den Alliierten empfohlene, aber dennoch so wenig, dass die dänische Gesundheitsbehörde die Rationen nicht zulassen wollte.
Die Flüchtlinge waren u.a. mit Essenkochen, Anlegen von Gemüsegärten, Flechten von Matten sowie Torfstechen beschäftigt. In einem einzigen Lager wurde sogar Tabak angebaut! Nach und nach wurde auch der Schulunterricht für die Kinder und Jugendlichen aufgenommen. Das Lehrmaterial wurde von den Dänen streng kontrolliert. Schulbücher aus der Nazizeit durften auf keinen Fall verwendet werden.
In einigen Lagern, z. B. im Lager “Oksbøl” organisierten die Flüchtlinge eine Reihe von Freizeitaktivitäten. Man hatte eine sehr aktive Theatergruppe sowie Musikgruppen. Es gab Tanzunterricht, und deutsche Pastoren sorgten für den sonntäglichen Gottesdienst.
Dänemark verhandelte viele Male mit den Engländern über die Rückführung der Flüchtlinge, doch erst Ende 1946 ging es damit richtig los. Die letzten Flüchtlinge verließen Dänemark am 16. Februar 1949.